Europabericht für Sommergerste – Oktober 2019
Uneinheitliche Qualitäten prägen die diesjährige Sommergerste
Schwankende Qualitäten charakterisieren die diesjährige Ernte an Sommergerste in Europa. Eiweißgehalte und Sortierung fallen regional sehr unterschiedlich aus. Die Trockenheit vor allem im Südosten Europas hat sich negativ ausgewirkt. Dennoch geht der Markt von einem ausreichenden Angebot für Europa aus. Warenströme verändern sich.
In Frankreich beispielsweise wurden niedrige Proteinwerte eingefahren. Im Schnitt bewegen sich die Werte zwischen 8,5 und 10,5 Prozent. Auch die Sortierungen zeigen mit Werten zwischen 85 und 95 Prozent abhängig von der Region Schwächen auf. Dennoch wird die Thematik nicht überbewertet. Anfängliche Prämien für garantierte Eiweißwerte sind bereits wieder leicht zurückgenommen. Frankeich ist eines der wenigen Länder in Europa, das seine Fläche ausgeweitet hat. So exportieren sie unter anderem die Sorte Planet nach Deutschland zu einem deutlich günstigeren Kurs als Sorten, die vom Berliner Programm empfohlen werden. Rund 20 Euro/t Differenz sind aufgerufen. Ein Exportüberschuss von rund 3,0 Mio. t aus Frankreich wird in erster Linie auf den Anteil an Winterbraugerste zurückgeführt. Dänemark hat seine Fläche deutlich reduziert. Proteine und Sortierung fallen durchschnittlich aus. Die Produktion liegt dennoch auf dem Niveau des vergangenen Jahres. Das Exportpotential mit 892 000 t liegt auch wieder auf dem fast üblichen Niveau dieses Landes. In Schweden verlief die Ernte ähnlich wie in Dänemark. Die trockenen Witterungsbedingungen im Juni haben in Finnland zu höheren Proteingehalten geführt.
Aus Großbritannien wird in diesem Jahr speziell aus England und Wales ein Exportplus von durchaus rund 600 000 – 700 000 t erwartet. Es gibt auch Marktteilnehmer, die von geringeren Exporten ausgehen. Mit dem Verkauf sind die Briten bereits deutlich beschäftigt. Vor dem geplanten Brexit im Oktober soll die Ware verkauft sein. Das übt Druck auf die Kurse aus. Ebenfalls von der Insel wird die Sorte Planet nach Deutschland günstiger als andere Sorten ausgeführt. Proteinwerte aus Großbritannien bewegen sich im gewünschten Rahmen.
Die deutsche Ernte ist ebenfalls mit schwachen Sortierungen und regional zu hohem oder zu niedrigem Eiweiß gekennzeichnet. In Gebieten mit reduzierten Beregnungsmöglichkeiten wie beispielweise in Niedersachsen in diesem Jahr wird der Anbau im kommenden Jahr voraussichtlich deutlich eingeschränkt werden. Auch im Osten Deutschlands wird aufgrund der schwachen Ernteergebnisse ein weiterer Rückgang der Fläche erwartet. Der Importbedarf für die Malzindustrie in Deutschland wird bei rund 1Mio. t liegen.
In Österreich hat die Kombination aus fehlender Winterfeuchtigkeit und Trockenheit bis Ende April, gefolgt von einem nassen Mai zu großen Problemen bei der Sortierung geführt. Die rasche Abreife im Juni führte zu dem schwachen Ergebnis von 20 bis 95 Prozent Vollgerste. Auch die Erträge fallen eher schwach aus. Auch in Tschechien wird aufgrund des heißen und trockenen Junis von schwachen Sortierungen bei maximal 84 Prozent berichtet. Von deutlich schwächeren Werten ist auch die Rede. Hier wird von einem weiteren Rückgang der Fläche für Sommergerste aufgrund der in Folge dritten problematischen Ernte ausgegangen. Importbedarf in Höhe von 60 000 bis 80 000 t besteht in diesem Jahr. Damit gelangt keine tschechische Ware nach Bayern. Im Gegenteil: bayerische Ware findet Abnehmer in Tschechien. Großbritannien und Dänemark sind zudem bevorzugte Ursprünge für Gerstenimporte. In der Slowakei fällt die Sortierung mit 56 Prozent noch schwächer aus. Eine Mäuseplage in Österreich, Tschechien und der Slowakei hat zusätzlich für eine schwache Ernte gesorgt.
Mit diesen sehr unterschiedlichen Qualitäten ist die Toleranzschwelle der Verarbeiter auch in diesem Jahr wieder gefragt. Winterbraugerste kann einen Teil des Bedarfs ausgleichen. Die Akzeptanz der Brauer für Winterbraugerste nimmt zu. Der Tendenz des geringeren Anbaus von Sommergerste wird begegnet. Nachgebende Kurse für Sommerbraugerste spiegeln dennoch ein ausreichendes Angebot wider. So werden Mitte September fob Großbritannien Basis September 158,00 €/t für die Sorte Planet genannt. Andere Sorten werden leicht fester mit 160,00 -161,00 €/ offeriert. Fob Dänemark sind es 167,00 €/t Basis Oktober. Franko Oberrhein liegen die Kurse bei 205,00 €/t bis 210,00 €/t Basis Oktober für Sorten des Berliner Programms. Die Nachfrage der Verarbeiter ist klein. Sie sind bereits gut gedeckt. Neugeschäft wird im Markt erst wieder in größerem Rahmen für Oktober 20/März 21 erwartet.
Dieser Erntebericht wurde uns freundlicherweise von Frau Hofnagel, Agrarzeitung zur Verfügung gestellt.